So, oder zumindest so ähnlich, hiess es für
Tobi, Andrin, Beat und den Schreibenden letzte Woche in Annecy (Frankreich).
Wer jetzt diese militärischen Worte nur schlecht in Einklang bringen mag mit
der französischen Stadt nahe Genf (die Schweizer Armee tätigt ja keine
Auslandeinsätze und den Franzosen den Krieg erklärt hat sie doch auch nicht),
dem sie auf die Sprünge geholfen: In Annecy fanden die 2. CISM Winter World
Games statt, also die militärischen olympischen Winterspiele, sozusagen. Und
mit dabei war dieses Mal auch Ski-OL, neben Langlauf, Biathlon, Klettern, Short
Track, Ski alpin und Skitouren laufen/fahren.
Wir hatten keine Ahnung was uns erwartete,
als wir am Sonntagabend in Annecy ankamen. Schnell wurde aber klar, dass dies
hier eine grössere Sache wird. Direkt bei der Ankunft wurden wir Athleten an
einen Apéro gebeten an dem wir bereits die eine oder andere exotische Uniform
bestaunen durften. Untergebracht waren wir etwas ausserhalb von Annecy zusammen
mit allen anderen Ski-OL Läufern (immerhin 70, Frauen und Männer
zusammengezählt), den Kletterern und den
„Skitoureler“. Am folgenden Tag besuchten
wir den Model Event, der, wie alle Wettkämpfe, fantastisch und perfekt
organisiert war. Die französische Armee gab sich alle Mühe und scheute keinen
Aufwand, ideale Wettkampfbedingungen zu bieten. Ich habe das Gefühl, den Titel
der besten Armee der Welt ist bei uns Schweizern am falschen Ort…
Wir staunten ab den langlauftechnischen
Qualitäten der chinesischen Läufer und zweifelten gleichzeitig an ihren
kartentechnischen Fähigkeiten, als sie teilweise ratlos im Gelände standen.
Aber es ist toll, waren auch diese Nationen am Start, genauso wie zum Beispiel
die Marrokaner oder andere Ski-OL-mässige Exoten.
Am Abend hiess es dann das erste Mal das
Tenüe A, also die Ausgangsuniform, zu erstellen um an der Eröffnungsfeier
teilzunehmen. Nach längerer Wartezeit hatten wir dann einzumarschieren,
eingeklemmt zwischen Schweden und der Ukraine. Naja, der Gleichschritt klappte
wohl nicht ganz perfekt, aber für dies waren wir ja nicht da. Danach wurden wir
Zeugen eines grossartigen Eröffnungsspektakel mit viel Musik, Tanz, Artistik,
angenehm dosierten Worten und Emotionen. Zusammen mit 15000 Zuschauern genossen
wir die fantastische Stimmung und erlebten eine Eröffnung die wohl olympischen
Massstäben standhalten könnte. Hier erhält ihr einen Einblick, der sich
wirklich lohnt: http://www.annecy2013.com/spip.php?article273
Die Mitteldistanz am Dienstag bot dann so
Einiges an Herausforderungen:
Challenge Nr. 1: Wo bin ich?
Challenge Nr. 2: Wie finde ich zum Start?
Challenge Nr.3: Wie sehe ich, wo die Loipen
verlaufen?
Challenge Nr. 4: Wie sehe ich ob es hinauf
oder hinuntergeht?
Challenge Nr. 5: Wie fahre ich die
steinhart vereisten Loipen hinunter?
Challenge Nr. 6: Wie bremse ich unten?
Challenge Nr. 7: Was wähle ich als
Zielgetränk? Tee, Wasser oder Kaffee (!!)
Nun, offensichtlich war dies kein ganz
normaler Ski-OL. Im Wettkampfgelände erwartete uns stockdichter Nebel. Man sah
keine 5 Meter weit und Konturen sah man sowieso überhaupt gar nicht.
Glücklicherweise waren die Bedingungen für alle gleich und so hatten sich alle
im Blindflug zu üben. Ein starker Blindflugpilot kam dabei auch aus den
Schweizer Reihen und Andrin durfte sich über den tollen 4. Platz freuen. Somit
hatte die Ski-OL Delegation das erste Diplom der ganzen Schweizer Mission
gewonnen. Eher bemitleidenswert war bei diesen Verhältnissen der marokkanische
Läufer, der ohne Kartengestell und wohl auch ohne viel OL-Erfahrung diese
diversen Herausforderungen annahm.
Mit einer stimmigen Rangverkündigung im
Games Village schloss sich dieser Tag und wir waren bereit für die Staffel.
Strahlender Sonnenschein und ein recht
offenes Gelände erwartete uns auf dem Hügelzug oberhalb von Annecy. Mit Andrin
als stärkstem Läufer auf dem Start wählten wir eine riskante Taktik, welche
sich zu Beginn auch auszahlte. Andrin konnte Tobi als Zweiten auf die Strecke
schicken. Tobi büsste etwas an Terrain ein und musste die Spitze etwas davon
ziehen lassen. Mit einem knappen Vorsprung wurde der Schreibende auf die
Schlussstrecke geschickt. Mit einem soliden Lauf konnte ich den Franzosen und
die Esten auf Distanz halten und kurz vor dem Ende sogar noch zum Finnen
aufschliessen. Nach einem Sturz ganz kurz vor Schluss konnte der Finne den
Posten vor mir stempeln und konnte sich dann vorne behaupten. Zur grossen
Überraschung überquerte der Finne als 3. die Ziellinie (die vorne liegenden
Litauer wurden disqualifiziert). So war der Ärger beim Schreiberling schon
recht gross, diese Medaille so leichtfertig aus der Hand gegeben zu haben.
Mit einem 4. Rang lässt es sich aber auch
leben und wir wissen, dass wir alle noch etwas Steigerungspotenzial in unseren
Läufen haben und vielleicht klappt es dann eines Tages mit der Medaille.
Am Donnerstag und Freitag genossen wir die
Region von Annecy für einige Trainings und einen Besuch der Wettkämpfe der
Kletterer. Und dann hiess es am Freitagabend wiederum die grünen Kleider
anzuziehen und uns bereit zu machen für die Abschlussfeier. Auch diese war
stimmungsvoll inszeniert und ein schönes Erlebnis, wie die ganze Woche
überhaupt. Die französische Armee gab sich alle Mühe, das Zuschauerinteresse
war hoch und auch die Medien waren präsent. Der Kontakt und das friedliche
Zusammensein der Nationen war beeindruckend und es wäre zu wünschen, dass sich
auch andere Exponaten der anwesenden Länder so friedlich verhalten würden. Denn
so könnte das hochgesteckte Ziel dieser ganzen CISM-Organisation erreicht
werden: Friendship through sport!
Text: Sven Aschwanden, Bilder CISM Ski-O Tean
Text: Sven Aschwanden, Bilder CISM Ski-O Tean
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